Richtiges Üben ist entscheidend für einen schnellen und anhaltenden Lernerfolg.
Die folgenden Hinweise verstehen sich als pragmatische Anleitung für die eigene Übepraxis und wenden sich vor allem an Anfänger und Wiedereinsteiger.
Es finden sich darin einige Geheimrezepte aus der pädagogischen Küche, die mich meine Schüler gelehrt haben und die sich in über 20 Jahren Unterrichtstätigkeit bewährt haben.
Die Regeln gelten für alle Lerntypen, egal, ob Sie nach Noten, durch Imitation (Tutorials) oder nach Gehör lernen.
DIE WICHTIGSTEN REGELN ZUM RICHTIGEN ÜBEN
1.
Verschaffen Sie sich eine klare Vorstellung von dem Stück, indem Sie es sich anhören (z.B. auf YouTube). Sie sollten mit der Melodie gut vertraut sein. Neuere Stücke hören Sie am besten im Original, bei klassischer Literatur suchen Sie die Interpretation heraus, die Ihrer Idee von dem Stück am nächsten kommt.
2.
Spielen Sie von Anfang an mit dem Gefühl, das Sie mit dem Stück verbinden.
Verlieren Sie nie den Bezug zu Ihrer emotionalen Vorstellung.
3.
Üben Sie rechte und linke Hand getrennt, bis beide Hände ihren Part gut beherrschen.
4.
Setzen Sie sich überschaubare Ziele. Meistens ist es sinnvoll, die Melodie in zweitaktige Abschnitte zu teilen, weil zwei Takte oft einen in sich geschlossenen musikalischen Sinnabschnitt bilden. Dies sind die Takte 1+2, 3+4 etc. Dies ist wichtig, um sich nicht zu überfordern. Üben Sie jeden Abschnitt erst einmal alleine. Wenn Sie ihn richtig (siehe 5. bis 8.) üben, werden Sie Ihn sehr schnell auswendig spielen können.
Fügen Sie dann zwei dieser Abschnitte zusammen und üben Sie den Übergang zwischen diesen Abschnitten extra, bis alles flüssig ist.
5.
Spielen Sie bitte immer fließend, d.h. ohne Verzögerungen (meistens verursacht durch Nachdenken bzw. Unsicherheit/Zweifel) zu akzeptieren.
6.
Nach einem Fehler (Verzögerung/Denkpause, Falscher Ton/Rhythmus) nicht weiterspielen, sondern von vorne beginnen und den Fehler verbessern. Dies ist die wichtigste Regel! Einfach weiterzuspielen bedeutet für Ihren Verstand, dass Sie alles richtig gemacht haben. Ihr Gehirn erkennt somit keinen Fehler. Deshalb ist es lernpsychologisch äußerst wichtig, nach einem Fehler diesen sofort zu verbessern.
7.
Wenn Sie merken, dass Sie den Abschnitt noch nicht richtig spielen können,
üben Sie langsamer. Verlieren Sie aber nicht den Bezug zu Ihrer Vorstellung.
8.
Wenn die beiden wichtigsten Parameter Tonhöhe und Rhythmus richtig sind, wiederholen Sie so lange, bis Sie sich beim Spielen wohlfühlen. Die Erfahrung zeigt, dass jeder Mensch ein sehr feines Gespür dafür besitzt, wann er einen bestimmten Teil verinnerlicht hat.
Sie sollten den Abschnitt mindestens 3x ohne Fehler spielen können (nicht unbedingt direkt hintereinander!) Stures 20x oder 50x Wiederholen führt nur zur Abstumpfung!
9.
Automatisieren Sie die Spielabläufe und spielen Sie so schnell wie möglich auswendig. Verbinden Sie Ihr Spielgefühl mit Ihrer musikalischen Vorstellung!
Dies ist aber nicht möglich, wenn Sie statt Ihre Vorstellung umzusetzen
nur rein mechanisch eine Tastenfolge bzw. Fingerabfolge spielen oder bloß den Notentext vor dem geistigen Auge abrufen.
Denken Sie beim Spielen also nicht (mehr) an Noten, Tasten oder Finger!
Machen Sie Musik!
Viel Erfolg mit meinen Übetipps!
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